Carl Schneider, von 1930 bis 1933 Leitender Arzt der von Bodelschwingh'schen Anstalten in Bethel, übernahm im Herbst 1933 den renommierten Heidelberger Lehrstuhl für Psychiatrie. In der Klinik führte er die Arbeitstherapie auch für akut kranke Patienten ein. Er schrieb das erste Lehrbuch der psychiatrischen Therapien: »Behandlung und Verhütung der Geisteskrankheiten«.
Heilen und vernichten waren für ihn keine Gegensätze: Die Mittel, die durch die Vernichtung der »unbrauchbaren« Patienten eingespart wurden, sollten für Therapie der heilbaren Kranken eingesetzt werden. So war er Gutachter der »Aktion T4«. Zugleich wollte er durch die Erforschung der erblichen und nicht erblichen Ursachen des »Schwachsinns« und der »Epilepsie« wissenschaftliche Entscheidungsgrundlagen für die Selektion von Patienten im Rahmen der »Euthanasie«-Aktion schaffen. Mit Unterstützung der T4-Zentrale richtete er eine Forschungsabteilung in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch ein und führte nach deren Schließung in der Heidelberger Klinik ein umfangreiches Forschungsprogramms an geistig behinderten Kindern durch. In den Jahren 1942–1944 wurden 21 Kinder in der Kinderfachabteilung der Landesheilanstalt Eichberg ermordet, um ihre Gehirne in Heidelberg untersuchen zu können.
1946 suizidierte sich Carl Schneider in der Haft.