Angehörige

Oftmals hatten Patienten durch den jahrelangen Anstaltsaufenthalt den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren. Besonders diese Patienten waren von der Selektion durch die T4 betroffen.

Angehörige reagierten sehr unterschiedlich auf die Mordaktionen an Psychiatriepatienten und Heimbewohnern. Wo der Familienzusammenhalt noch bestand, konnte er zur Rettung von Patienten beitragen. Entlassungen in letzter Minute, Proteste bei Anstaltsleitern oder Eingaben an staatliche Stellen bewahrten in Einzelfällen Patienten vor der Ermordung. Engagierte Interventionen der Familien konnten jedoch ebenso erfolglos bleiben. Sie hingen meist von der Haltung der Anstaltsdirektoren und Behörden ab.

Viele Familienmitglieder nahmen die Mitteilung über den Tod ihrer Verwandten ohne sichtbare Reaktion hin. Es gibt auch Beispiele für die Erleichterung oder Zustimmung zum Tod der Patienten. In diesen Fällen begriffen die Angehörigen die Tötung ihrer Familienmitglieder als »Erlösung vom Leiden«. Manche fühlten sich von einer »Last« befreit.

Solche Motive lassen sich – genauso wie Proteste und Rettungsversuche – auch bei Eltern finden, deren Kinder dem »Reichsausschuß«-Verfahren zum Opfer fielen.

Bild: Todesanzeige für Friedhjof Wagner, 17. Dezember 1940
Todesanzeige für Friedhjof Wagner, 17. Dezember 1940
© Saale-Zeitung
Bild: Schreiben von Albert F. an die Direktion der Landesheilanstalt Eichberg, wo sich eine »Kinderfachabteilung« befand, 25.10.1941. Der Vater von Heinz F. bat 1941 darum, seinen »lieben Jungen nicht mehr allzulange sein schweres Leid ertragen« zu lassen.
Schreiben von Albert F. an die Direktion der Landesheilanstalt Eichberg, wo sich eine »Kinderfachabteilung« befand, 25.10.1941. Der Vater von Heinz F. bat 1941 darum, seinen »lieben Jungen nicht mehr allzulange sein schweres Leid ertragen« zu lassen.
© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 430/1 Nr. 11074