Morde in der Sowjetunion

Am 22. Juni 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Dem Vernichtungskrieg gegen die sowjetische Bevölkerung fielen auch mindestens 17.000 Psychiatriepatienten zum Opfer.

SS-Einsatzkommandos ermordeten in der Ukraine im Herbst 1941 tausende Psychiatriepatienten. So wurden in Winniza 1.500 Patienten erschossen und vergiftet, um die Anstalt als Sanatorium für die Wehrmacht zu nutzen. In Weißrussland erprobte der Leiter der die Einsatzgruppe B Arthur Nebe (1894–1945) zusammen mit dem Chemiker Albert Widmann (1912–1986) vom Reichssicherheitshauptamt in Minsk und Mogilew »effektivere« Mordformen. In einem Wald bei Minsk versuchte man Psychiatriepatienten durch Sprengmittel zu töten. Im Psychiatrischen Krankenhaus Mogilew wurde eine provisorische Gaskammer eingerichtet. In Südrussland ermordete die Einsatzgruppe D auch 214 Kinder eines Heims in Jeisk mit einem Gaswagen.

Wenn ich gefragt werde, wie es gesetzmäßig sein soll, wenn ich maßgeblich daran beteiligt bin, wie Geisteskranke mit Sprengstoff in die Luft gesprengt werden, so erkläre ich: Ich war der Ansicht, ein Vorgesetzter könne so etwas befehlen.

Aussage von Albert Widmann vor dem Landgericht Düsseldorf, 11.1.1960, zit. nach E. Klee (Hg.): Dokumente zur »Euthanasie«, Frankfurt/M. 1986, S. 271
Bild: Standfoto aus dem Film über die »Probevergasung« in Mogilew, September 1941, Beweismittel im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess
Standfoto aus dem Film über die »Probevergasung« in Mogilew, September 1941, Beweismittel im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess
© Bundesarchiv-Bildarchiv, B 162 Bild-07253
Bild: Arthur Nebe, um 1942
Arthur Nebe, um 1942
© Bundesarchiv-Bildarchiv, Bild 101III-Alber-096-34, Foto: Kurt Alber