Irmgard Denker lebte seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr in Bremen. 1940 heiratete sie und wurde 1942 schwanger. In der letzten Phase ihrer Schwangerschaft verhielt sie sich psychisch auffällig. Zunächst kam sie 1943 in ein Notentbindungsheim bei Lingen. Dort befürchtete man, dass sie Selbstmord begehen könnte. Daher überwies das Heim Irmgard Denker im April 1943 in die Nervenklinik Bremen, wo sie ihre Tochter zur Welt brachte. Ihr Ehemann war zu dieser Zeit im Krieg.
Am 26. November 1943 erlitt die Nervenklinik durch alliierte Bombardierungen schwere Schäden. Auf Initiative der Klinikleitung wurden Anfang Dezember über 300 Patienten in die Anstalt Meseritz-Obrawalde gebracht. Darunter war auch Irmgard Denker. Seit 1942 töteten Ärzte und Pflegepersonal in Meseritz-Obrawalde Patienten systematisch mit Medikamentenüberdosierungen und Mangelernährung. Irmgard Denker starb dort schon im Januar 1944, wahrscheinlich durch eine tödliche Medikamentendosis. Die offizielle Todesursache lautete »Entkräftung infolge Nahrungsverweigerung«.
Irmgard Denkers Tochter wuchs bei ihren Großeltern auf. Bis in die 1990er Jahre wusste sie nicht, dass ihre Mutter ermordet worden war.