Viktor Brack (1904 – 1948)

Viktor Brack gehörte neben Philipp Bouhler und Karl Brandt zu den Hauptverantwortlichen für die NS-»Euthanasie«-Verbrechen. Brack stammte aus einer Arztfamilie. Kindheit und Jugend verbrachte Brack zum Teil in München, wo er an der Technischen Hochschule Landwirtschaft, dann Wirtschaftswissenschaften studierte. 1929 trat Brack in die NSDAP und in die SS ein, in der er bis 1940 zum SS-Oberführer aufstieg. 1932 wurde Brack Mitarbeiter der Parteizentrale der NSDAP, zunächst als Stabsleiter des Reichsgeschäftsführers Philipp Bouhler. 

In der 1934 gebildeten »Kanzlei des Führers« (KdF) avancierte Brack 1936 zum Leiter des Amtes II und Stellvertreter von Reichsleiter Bouhler. In dieser Funktion war er für die Organisation und Durchführung der T4-Morde verantwortlich. Im Januar 1940 nahm er an den ersten »Probetötungen« in Brandenburg teil. Bis 1943 war Brack auch an anderen »Euthanasie-Verbrechen« beteiligt, so an der Ermordung von KZ-Häftlingen in der »Aktion 14f13«, an der »Aktion Reinhardt« in den Vernichtungslagern in Polen sowie an Versuchen zur »Röntgenkastration« in Auschwitz-Birkenau.

Im Nürnberger Ärzteprozess 1947 wurde Brack zum Tode verurteilt und 1948 in Landsberg am Lech hingerichtet.

Vorschläge Viktor Bracks zur Röntgenkastration (1941)

Viktor Brack an den Reichsführer SS Heinrich Himmler, 28.3.1941:
Sollen irgendwelche Personen für dauernd unfruchtbar gemacht werden, so gelingt dies nur unter Anwendung so hoher Röntgendosen, daß mit ihnen eine Kastration mit allen ihren Folgen eintritt. Die hohen Röntgendosen vernichten nämlich die innere Sekretion des Eierstocks bzw. des Hodens. Geringere Dosen würden nur auf eine gewisse Zeit die Zeugungsfähigkeit unterbinden. Die infragekommenden Folgen sind z. B. das Ausbleiben der Periode, klimakterische Erscheinungen, Veränderung der Behaarung, Änderung des Stoffwechsels usw. Auf diese Nachteile muß auf jeden Fall hingewiesen werden. […]
Zusammenfassend darf also gesagt werden, daß nach dem augenblicklichen Stand der Röntgentechnik und -forschung es ohne weiteres möglich ist, eine Massensterilisation durch Röntgenstrahlen durchzuführen. Unmöglich erscheint es jedoch, diese Maßnahme durchzuführen, ohne daß die davon Betroffenen über kurz oder lang mit Sicherheit feststellen können, daß sie durch Röntgenstrahlen sterilisiert bzw. kastriert sind.

Volltext und Faksimile unter: http://www.ns-archiv.de/medizin/kastration/viktor-brack.php
Viktor Brack über die »Euthanasie«-Morde (1946)

Eidesstattliche Erklärung von Viktor Brack vom 12. Oktober 1946:
Letzten Grundes bezweckte Hitler mit der Einleitung des Euthanasie-Programms in Deutschland jene Leute auszumerzen, die in Irrenhäusern und ähnlichen Anstalten verwahrt und für das Reich von keinem irgendwelchen Nutzen mehr waren. Diese Leute wurden als nutzlose Esser angesehen und Hitler war der Ansicht, daß durch die Vernichtung dieser sogenannten nutzlosen Esser die Möglichkeiten gegeben wären, weitere Ärzte, Pfleger, Pflegerinnen und anderes Personal, Krankenbetten und andere Einrichtungen für den Gebrauch der Wehrmacht freizumachen.

Jochen-Christoph Kaiser/Kurt Nowak/Michael Schwartz (Hg.): Eugenik, Sterilisation, »Euthanasie«. Politische Biologie in Deutschland 1895-1945. Eine Dokumentation, Berlin 1992, Dok. Nr. 204, S. 250.
Bild: Viktor Brack, Fotografie (zwischen 1933 und 1945)
Viktor Brack, Fotografie (zwischen 1933 und 1945)
© Bundesarchiv-Bildarchiv, B 162 Bild-00599
Bild: Viktor Brack als Angeklagter beim Nürnberger Ärzteprozess 1947
Viktor Brack als Angeklagter beim Nürnberger Ärzteprozess 1947
© Bundesarchiv-Bildarchiv, Bild 183-H25145