Anna Lehnkering ist Opfer der nationalsozialistischen Zwangssterilisation und »Euthanasie«-Morde. Sie kam 1915 in Sterkrade (heute Oberhausen) zur Welt. Die Eltern betrieben eine Gastwirtschaft. Ihre Entwicklung verlief zunächst unauffällig. Mit vier Jahren stellten die Eltern bei ihrer Tochter erste Veränderungen fest; sie wirkte zunehmend unruhig und verängstigt. Bis 1929 besuchte sie eine Hilfsschule. Um 1931 diagnostizierten Ärzte »Schwachsinn erheblichen Grades«. Die Angehörigen erlebten sie sanftmütig und hilfsbereit.
Als »erbkrank« eingestuft, wurde sie 1935 in Mülheim an der Ruhr zwangssterilisiert. 1936 erfolgte ihre Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau. Zunächst noch als ruhige und stille Patientin beschrieben, galt sie später als schwierig, »arbeitsunwillig« und »lästig«. Zusammen mit über 450 anderen Patientinnen und Patienten wurde Anna Lehnkering am 6./7. März 1940 in die Tötungsanstalt Grafeneck deportiert und mit Gas ermordet. Ihrem Tod wohnte eine Ärztekommission bei, der NS-Ärzteführer Leonardo Conti und Karl Brandt angehörten. Der Familie wurde mitgeteilt, sie sei an einer »Bauchfellentzündung« gestorben. Auch ihr Todesdatum war gefälscht.
Ein Stolperstein in Mülheim an der Ruhr und eine Website erinnern heute an sie.