Die Österreicherin Theresia Seidl wuchs im Burgenland auf. Seit ihrem 14. Lebensjahr arbeitete sie in einem kleinen Lebensmittelgeschäft. 1938 heiratete sie einen Tischler und wurde Hausfrau. Im Sommer des Folgejahres zeigten sich bei Theresia Seidl plötzlich Verwirrung und starke Stimmungsschwankungen. Zu Hausarbeit war sie nicht mehr in der Lage, auch aß sie immer weniger. Ihr besorgter Ehemann konnte wegen seiner Arbeit nicht mehr für sie sorgen und stimmte schließlich 1940 einer Anstaltseinweisung zu. Über die Behandlung von Theresia Seidl in der Anstalt Gugging war er aber rasch entsetzt und forderte im November 1940 die Entlassung:
»Wenn die Ärzte nicht in der Lage sind zu helfen, braucht man sie nicht monatelang einsperren, da kann man sie ruhig herausgeben. Bei meinem letzten Besuch am 1.11.1940 habe ich gesehen, dass meine Frau sehr stark vernachlässigt wird, meine Frau ist nicht ein Stück Vieh, dass man sie monatelang einsperrt und weiters nicht interessiert für sie«.
Der Anstaltsdirektor Josef Schicker lehnte die Forderung mit dem Verweis auf eine Entlassungssperre jedoch ab. Anfang Januar 1941 wurde Theresia Seidl von Gugging in die Tötungsanstalt Hartheim verlegt und dort ermordet.